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VISITLOCALS-CEO ANDREAS GASSMANN: «VIDEOS SIND UNSER SCHLÜSSELELEMENT»

Das Luzerner Startup Visitlocals koppelt als Aktivitäten-Portal Erlebnishungrige mit der Leidenschaft lokaler Anbieter. Wie das geht und warum der Name schon nach einem Jahr geändert wurde, erzählt der Gründer im Interview mit dem Internaut.

Wer viel und weit reist, hat oft wenig Zeit, sich vor seiner Haustüre genau umzuschauen. Das Phänomen tritt bei vielen Weltenbummlern auf: Oft kennt man entlegene Ecken auf dem Erdenrund besser als die eigene Nachbarschaft. Gerade in Zeiten, als das globale Reisen noch einfacher war, galt eben oft: Myanmar ist spannender als Mettmentstetten, Kiribati hatte deutlich mehr Reiz als Köniz.


Visitlocals: Eine Online-Bühne für hiesige Tourguides

Andreas Gassmann will das ändern. Der Luzerner ist CEO des Schweizer Aktivitätenportals Visitlocals, das er im Oktober 2019 zusammen mit seinen Investoren mitgründete.

Die Idee des langjährigen Tourismus-Profis: Einzigartige, persönliche, lokale und coole Aktivitäten sichtbar und buchbar zu machen. Rund 120 spezielle Schweizer Touren sind es aktuell, die auf Gassmanns Portal versammelt sind. Darunter etwa Familienausflüge hoch zu Pferd, Schokoladen- und Schnapstouren oder auch mal ein ganzer Abend mit einer Rockband.


Wichtig ist es Tourismus-Profi Andreas Gassmann dabei, der Leidenschaft von lokalen und regionalen Tourguides eine Bühne zu bieten, abseits der üblichen Fremdenverkehrs-Trampelpfade. «Meine Leidenschaft sind die Menschen hinter den Attraktionen», sagt Gassmann.

Dass praktisch jede und jeder in seiner Region zum Tourguide werden kann, sieht der Visitlocals-Gründer als eine Art touristische Umsetzung eines berühmten Migros-Labels: «Aus der Region. Für die Region» – das ist Gassmanns touristische Devise.


Andreas, welches Problem löst Dein Startup?

Das Aktivitätenportal Visitlocals hilft beim Entdecken von Erlebnissen, die nahe liegen. Und trotzdem oft übersehen werden. Dabei helfen wir Anbietern jeglicher Art, an Sichtbarkeit und Attraktivität zu gewinnen. Oft sind das Menschen, die mit Leidenschaft und ihrem sehr spezifischen Fachwissen an der Schwelle zur beruflichen Selbständigkeit stehen und es über unsere Plattform schaffen können, sich in einem breiteren Umfeld zu betätigen. Und zu bestätigen.


Und wie tut Visitlocals dies?

Das Schlüsselelement unserer Plattform sind die Videos der jeweiligen Anbieter und Tourguides. Das Bewegtbild-Format hilft, die Menschen hinter den jeweiligen Attraktionen spürbar zu machen. Mit den heutigen Smartphones ist es kinderleicht, selber ein Video zu erstellen. Denjenigen Anbietern, die sich noch nicht ganz wohl fühlen dabei, helfen wir. Beispielsweise mit Video-Tutorials auf unserer Plattform. Wenn das nicht reicht, unterstützen wir die Tourguides gegen einen entsprechenden Beitrag auch beim Dreh ihre Videos.


Wie kam es zum Namen Visitlocals? Bei der Gründung vor einem Jahr hiess das Unternehmen ja Visitlovers.

Tatsächlich haben wir den Namen vor einigen Wochen geändert. Natürlich sind wir ein anständiges Unternehmen, aber es war halt schon so, dass einige Menschen beim Begriff «Lovers» auf alle möglichen Ideen kamen, darunter auch mal unanständige. Solche allfälligen Missverständnisse wollten wir ausräumen und haben deshalb am 9. November 2020 auf Visitlocals umfirmiert.


Der neue Name ist ein bisschen weniger sexy, dafür eindeutig weniger zweideutig?

Etwa in dieser Art, ja.


Wie verdient Dein Startup Geld?

Über Kommissionen auf die über unser Portal verkauften Tour-Tickets. Wir verrechnen pro Besucher zehn Franken Provision und ab Tour-Kosten von 100 Franken zehn Prozent der gesamten Umsatzes dieser Tour.


Wer ist die Zielgruppe von Visitlocals?

In erster Linie Familienmütter und Familienväter. Erstens, weil sie oft die Touren buchen. Und zweitens, weil sie bei ihren Bekannten als Multitplikatoren wirken.


Welches ist Eure grösste Herausforderung?

Am Anfang war sehr viel eigene Akquise nötig, um ein gutes und vielfältiges Angebot auf unser Portal zu bringen. Später kam dann natürlich die Corona-Sache hinzu. Auf der einen Seite half uns das zwar, weil viele Menschen ein neues Bewusstsein für ihre Region und die Abenteuer entwickelten, die quasi vor ihrer Haustüre liegen. Auf der anderen Seite kam es aufgrund von Corona aber natürlich auch zu Absagen, weil die Kunden Angst vor zu engem Kontakt mit anderen Menschen hatten.


Welches sind die nächsten Meilensteine?

Obwohl wir vor allem Angebote für Einzelpersonen, Familien und kleine Gruppen auf unserer Plattform haben und unsere Angebote mit minimalstem Ansteckungsrisiko verbunden sind, setzten wir aufgrund der Verunsicherung und Corona vor allem darauf, dass die Verkäufe unserer Weihnachtsgutscheine ansprechend laufen.


Welches war der bisher grösste Flop? Und was hast Du daraus gelernt?

An einen wirklichen Flop kann ich mich nicht erinnern. Gelernt habe ich trotzdem schon etwas Wichtiges. Zu Beginn ging ich zu wenig strukturiert an die Arbeit heran. Es ist halt schon so: Wenn alle Puzzleteile vor einem auf dem Tisch liegen, muss man irgendwo anfangen. Indem ich mir jetzt Tages- und Wochenziele setze, komme ich fokussierter voran.


Wie gross soll Dein Startup in drei Jahren sein?

Bis dann soll Visitlocals landesweit tätig und bekannt sein. Heute sind unsere hauptsächlichen Märkte noch Luzern, Bern und Zürich.


Wo steht Visitlocals in zehn Jahren?

Wenn es uns gelingt, das Unternehmen hier richtig gut aufzubauen, kann es theoretisch in alle Richtungen weiterwachsen. Was bedeuten könnte, dass wir in zehn Jahren auch im angrenzenden Ausland aktiv sind. Dafür müsste dann aber auch geprüft werden, ob und welche Ressourcen dafür zur Verfügung stehen.


Andreas Gassmann: Zur Person

Andreas Gassmann, 35, ist ausgebildeter Touristiker und war in den letzten Jahren für die Destination Engadin St. Moritz, die Pilatus-Bergbahnen und die Freizeitvermarkterin RailAway tätig. Im Oktober 2019 gründete er zusammen mit Investoren das Luzerner Unternehmen Visitlocals (zu Beginn Visitlovers).

Gassmann ist ein begnadeter People-Connector; er spricht neben Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch auch etwas Arabisch, Kisuaheli und Massai.






Written by VisitLocals

Published on 27.11.2020